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>>  frauensolidarität, Heft 92, 2/2005, S. 41
Eva Fels
Auf der Suche nach dem dritten Geschlecht
Bericht über eine Reise nach Indien und über die Grenzen der Geschlechter

Wien: Promedia 2005

Eva Fels begab sich 2000 während ihrer Reise durch Indien auf die Suche nach dem "dritten" Geschlecht. Sie fand es bei den Hijras, die weder Frauen noch Männer sind und somit die zweigeschlechtliche Ordnung in Frage stellen. In Form eines Reisetagebuches, ergänzt durch Mythen und Originaldokumente sowie Workshopprotokolle, gewährt uns die Autorin vielschichtige Einblicke in die - streng sozial geregelten - Hijra-Gemeinschaften. Schätzungen zufolge leben bis zu fünf Millionen Hijras in Indien, sie sind sowohl Heilige, deren Segen erbeten wird, als auch BettlerInnen und Prostituierte, deren Kontakt gemieden wird. Eva Fels zeigt nicht nur Beziehungen innerhalb der Hijra-Gesellschaft und deren soziale, ökonomische, historische und mythologische Verflechtungen auf, sondern stellt sie auch anderen Transgender-Modellen wie jenem der nordamerikanischen Indigenen gegenüber. Gleichzeitig bringt sie ihre eigenen Erfahrungen mit der westlichen Kultur ein, die ihrer Meinung nach "im Wesentlichen weit menschenverachtender" mit Transsexuellen umgeht als etwa Indien. Mit ihrem - durch gegenseitigen Austausch gekennzeichneten - Reisetagebuch versucht die Autorin den durch indische Massenmedien verbreiteten negativen Bildern über Hijras entgegenzuwirken. Und sie lädt uns ein, sie auf ihrer spannenden Reise, die eine "Suche nach selbstbestimmter Geschlechtlichkeit" ist, offen und vorurteilsfrei zu begleiten.

Rosa Zechner


>>  WeiberDiwan, Sommer 2005, S. 14 f.
Geschlechterreisen in Indien

Viele Ebenen hat Eva Fels zueinander gestellt und so ein Buch produziert, das immens reich ist an Informationen und dichten Beschreibungen ihrer Reise nach Indien. Die Autorin sucht Hijras und andere Personen auf, die Geschlecht und Sexualität auf eine Weise leben, die im Westen als transident und/oder queer-pervers bezeichnet wird. In den Treffen und auch in den Transgender-Workshops, die Eva Fels in Indien hält, fragen die Personen zurück – nach den Bedingungen transgeschlechtlichen Lebens in Österreich. Auch das dokumentiert das Buch.
Dazwischen stehen Ausschnitte unterschiedlicher Epen und Mythen, die ein jahrhundertealtes Wissen über die Reisen jenseits der Geschlechtergrenzen repräsentieren. Zudem finden sich Informationen dazu, wie das Festsetzen und Überqueren der Geschlechtsgrenzen, das in Indien vor allem sozial reguliert ist, in Österreich vor allem als Sache des Staates und seiner Gesetzes- und Entscheidungsmacht behauptet wird.
„Auf der Suche nach dem dritten Geschlecht“ ist die erste deutschsprachige Veröffentlichung, die die Art, wie Hijras ihr Leben organisieren, verhandelt. Zudem ist es ein enorm informatives Buch einer transpolitischen Aktivistin zum gegenwärtigen Stand der staatlichen Regulierung der Geschlechtermigration im hochindustrialisierten Norden und speziell in Österreich. Und schließlich geht es darin um allerlei Arten spiritueller Erfahrungen.

Johanna Schaffer

Eva Fels: Auf der Suche nach dem dritten Geschlecht. Bericht über eine Reise nach Indien und über die Grenzen der Geschlechter. 304 Seiten, Promedia, Wien 2005 EUR 19,90




>>  die Tageszeitung, taz Magazin Nr. 7693 vom Samstag, 18. Juni 2005
bücher für randgruppen: die österreichische ethnologin eva fels sucht in indien nach dem dritten geschlecht

Stolz vermeldete die isländische Ärztekammer vor einigen Jahren, dass nun endlich ein einheimischer Arzt operative Geschlechtsumwandlungen im Lande durchführen könne. Transsexuelle müssten also nicht mehr nach Schweden fahren. Während also hier der Stolz einer kleinen Nation sichtbar wurde, all das realisieren zu können, was auch die Großen tun, interessiert sich die österreichische Ethnologin Eva Fels für Alternativen, die eher den Gedanken "Jedem seine Geschlechter" von Deleuze und Guattari berühren. Die transsexuelle Autorin bevorzugt dabei den Begriff "Transgender".

In der Art eines Reisetagebuches erforscht sie nun auf einer Indienreise weitere existierende Möglichkeiten neben dem Entweder-oder: entweder Mann oder Frau, homosexuell oder heterosexuell. Dass der indische Grenzbeamte bei der Einreise das Formular akzeptiert, in dem sie statt "männlich" oder "weiblich" das Wort "sex" ankreuzt, gehört zu ihren ersten Erfahrungen.

Eva Fels besonderes Interesse aber gilt den Hijras, einer sozial-religiösen Organisation der Transvestiten- und Eunuchengemeinde. Da sie keine "echten Männer und keine echten Frauen" sind, stellen sie nur eine halbe Kaste dar.

Während geborene Hermaphroditen als Khasuas bezeichnet werden, sind Hijras Männer, deren Geschlechtsorgane operativ entfernt wurden - ob immer freiwillig, bleibt unklar. Bezüglich des Wahrheitsgehaltes der durch die Medien geisternden Geschichten von brutaler Zwangskastrationen scheint auch Fels unschlüssig. So scheinbar frei von Geschlechtszuordnungen die Europäerin nach Indien einreisen konnte, so unmöglich bleibt umgekehrt die Reise einer Hijra nach Europa. Ein Visum wird nicht ausgestellt, weil er/sie als Geschlecht weder Mann noch Frau angibt; die kürzeste Schlange hinter dem Schalter in Indien entpuppt sich nicht etwa als die von "Ladies only", sondern die von "Tourists". Es gibt wenig Ähnlichkeiten zwischen den Rollen, die mögliche Geschlechter in der Gesellschaft spielen dürfen - in der indischen wie westlichen. In einer schwulen Selbsthilfegruppe erfährt Fels, dass den Hijras statt Hormonen vor allem die Göttin hilft.

Die Klage eines indischen Mannes, seine Eltern würden ihn umbringen, wüssten sie über seine Homosexualität, beantwortet Fels typisch westlich: Sein Problem sei, dass er "nur zu sich selbst stehen müsse". Lediglich in der Abgrenzung scheint Gemeinsames auf: Drag Queens würden weder in Indien noch in Österreich von den Transgender-Aktivisten akzeptiert. Dafür gelten Indianer als authentisch, und tatsächlich taucht ein "echter Indianer" auf: in einer Schwitzhütte in Oberösterreich, wo zur Selbstfindung Männer und Frauen separat schwitzen. Angeregt plaudert Fels mit einem Banja-Baum östlich von Bangalore mit der Folge, sich immer wieder kontrollieren zu müssen, um ihre "sexuelle Erregung zu unterdrücken".

Da ist sie, die bekannte Sehnsucht des westlichen Individuums nach der verlorenen Gesamtheit und hemmungslosen Ekstase - also nach dem, was immer gern in den ehemaligen Kolonien, in der Fremde gesucht und verortet wurde.

Endlich kommt das ersehnte Zusammentreffen mit den Hijras zustande. Deren unbedingte Authentizität steht außer Frage für Eva Fels, die als Gegenbild auf die "extravagante Effimination der Drag Queens" verweist, die ihnen eine "wertkonservative Identitätsfindung" ermögliche. So lockt der seit Generationen gepflegte Familienverband der Hijras, die einerseits erwünscht sind, denn ihr Segen für Neugeborene gilt als Heil bringend, und die doch andererseits die totalen Outlaws darstellen, verlassen und verachtet, ihren Lebenserwerb meist mit Prostitution verdienend. Nur eines scheint völlig gleich: das schmerzhafte Epilieren der Barthaare - im Westen wie in Indien.

WOLFGANG MÜLLER






>>  Neue Zürcher Zeitung, 18. Juni 2005, Ressort Feuilleton
Indiens «drittes Geschlecht»

sye. Eva Fels macht sich auf, um in Indien zu finden, was sie in Wien vermisst: ein drittes Geschlecht. Die «Hijras», die indischen Transgenders – meist Männer, die eine weibliche Identität annehmen –, sind nach eigenem Verständnis nämlich weder Mann noch Frau, sondern ein eigenes, eben drittes Geschlecht. Diesem fühlt sich auch Eva Fels zugehörig, Frau, geboren als Mann, nach eigenen Angaben «chemisch kastriert, nicht operativ». Der Blick der Autorin auf die Hijras und ihre jahrtausendealte Kultur ist offen und verständnisvoll, sie räumt mit Vorurteilen auf, die in Indien kursieren und von westlichen Journalisten aus Ignoranz und Sensationslust tradiert werden, etwa dass die Hijras allesamt Stricher, zwangsweise kastriert und Aids-infiziert seien. Und sie ist nüchterner und verlässlicher als viele Ethnologen, die die Hijras zu einer quasireligiösen Sekte verklären. Verdienstvoll ist die Sammlung der Mythen von und über Hijras, doch wenn die Autorin sich wissenschaftlich versucht, macht sie häufig Fehler, wie etwa bei der Darstellung historischer Sachverhalte; und einen «rohen arischen Reiternomadismus» darf man die vedische Kultur Indiens auf keinen Fall nennen. Auch sind die Hijras natürlich keine «Eunuchen». Ist das Buch der engagierten und mutigen Autorin auch hinsichtlich der wissenschaftlichen Hijra-Forschung nicht bahnbrechend und mit gar zu viel persönlichen Erlebnisberichten befrachtet, schlägt es doch einen Pfad in den Dschungel der Geschlechterverhältnisse. Lehrreich ist es, wenn man etwas über die Grenzen der Geschlechter bei uns wissen möchte, und witzig allemal.

Eva Fels: Auf der Suche nach dem dritten Geschlecht. Bericht über eine Reise nach Indien und über die Grenzen der Geschlechter. Verlag Promedia, Wien 2005. 272 S., Fr. 33.90.




>>  Freier Rundfunk Oberösterreich,
 FROzine - das werktägliche Informationsmagazin, 3. 8. 2005
Eva Fels "Auf der Suche nach dem 3. Geschlecht"

AudioSource: >>  http://www.fro.at/frozine/show.php?news_id=699

Ein Beitrag von Daniela Fürst. Im Gespräch die Autorin Eva Fels.


Dazu kommentiert podcast.de, die den Audiobeitrag übernommen haben:

Eva Fels lebt und arbeitet in Wien. Ihr Buch "Auf der Suche nach dem 3. Geschlecht" ist mehr als ein Reisebericht. Es ist ein Buch über das dritte Geschlecht, gesehen mit den Augen einer Betroffenen und konfrontiert mit der Aussagekraft indischer Mythologie. Über die Beschäftigung mit den Hijras hinaus, legt Eva Fels ihre eigene Geschichte offen, die mit der westlich-pathologischen Ideologie zu kämpfen hat, welche abweichende Geschlechsperformance als ein psychiatrisches Phänomen behandelt. Neben ihrem Hauptberuf als Versicherungsmathematikerin ist sie auch die Vorsitzende der Transgendervereinigung TransX und engagiert sich dafür, dass Transgender-Personen auch ohne Zwang zur genitalanpassenden Operation einen ihrem Geschlecht entsprechenden Vornamen und passende Papiere bekommen können. Der ursprünglich als Selbsthilfegruppe für Transgenderleute ins Leben gerufene Verein hat seine Zielsetzungen mittlerweile erweitert. Die Hauptforderungen, vor deren Hintergrund der Verein arbeitet, sind die Anerkennung sozialer, gesellschaftlicher und juristischer Natur, die Freigabe des Vornamensrechts und die Streichung des Geschlechtseintrages in Ausweispapieren. Vor allem die letzte Forderung kann allerdings nicht im nationalen Rahmen umgesetzt werden, da Österreich wie alle EU-Staaten diesbezüglich an das europäische Passrecht gebunden ist. Der erste vom Verein organisierte Transgender-Kongress, von 3. bis 6. November in Wien, dient nicht nur dazu Kontakte zu knüpfen, sondern vor allem dem Finden einer gemeinsamen Linie und politischer Forderungen. Ein Beitrag von Daniela Fürst. Im Gespräch die Autorin Eva Fels. "Auf der Suche nach dem 3. Geschlecht" erschienen im Verlag Promedia.
26.07.05 15:56 Uhr




>>  Unique, Magazin der ÖH Wien, Nr. 4/05

What Gender? My Gender!

Geschlecht ist nie entweder das eine oder das andere. Es gibt keine Eigenschaften, die nur Frauen oder nur Männern zugerechnet werden können.

Kathi Renner

Trotzdem fühlen sich viele Frauen ganz als Frau, bei Männern ist es ebenso. Aber zwischen diesen Frauen und diesen Männern ist viel Platz. Dazwischen gibt es Transen, Zwitter, Frauen, die sich als Männer fühlen und Männer, die sich als Frauen fühlen.

Am häufigsten denkt man/frau dabei wohl an TransvestitInnen. TVs sind Personen, die gern die Kleidung des anderen Geschlechts tragen, dabei aber nicht wirklich als das andere Geschlecht leben wollen. Manchmal kann das eine Vorstufe zur Transsexualität oder besser Transidentität sein. Die WHO definiert Transidentität als „Wunsch, als AngehörigeR des anderen anatomischen Geschlechts zu leben und anerkannt zu werden.“ Um die äußeren Geschlechtsmerkmale an ihre Identität anzugleichen, wünschen sich Transsexuelle zum Teil operative Eingriffe.

Es gibt noch eine Unzahl weiterer Begriffe und Unterscheidungen, je nachdem, ob bereits eine Operation vollzogen wurde, ob die Person auf Männer oder Frauen steht … Es gibt Personen, die nur sehr selten in das andere Geschlecht schlüpfen, es gibt klassische TransvestitInnen oder Crossdresser, die gefühlsmäßig irgendwo zwischen Mann und Frau stehen, und es gibt solche, die sich für ein Geschlecht entschieden haben. Der Überbegriff für alle diese Phänomene ist Transgender. Als transgender bezeichnen sich Personen, die nicht durchgehend das Erscheinungsbild und das biologische und soziale Geschlecht aufeinander abstimmen. Die sexuelle Orientierung ist meistens unabhängig davon, ob sich wer als Mann oder Frau fühlt. Es gibt annähernd gleichviel transgender Männer und Frauen. Allerdings fallen Frauen, die sich als Mann fühlen, weniger auf – normalerweise ist bei einer Frau weder männliche Kleidung noch männliches Gehabe so auffällig.

Transgender gab es immer schon, und es gibt sie auf der ganzen Welt – teils institutionalisiert mit sehr hohem Ansehen, teils unterdrückt oder missachtet. Eva Fels, selbst transgender, beschreibt etwa in ihrem Buch „Auf der Suche nach dem dritten Geschlecht“ ihre Reise nach Indien zu den Hijras – Transsexuelle, die sich von ihren Familien lösten und in Gemeinschaften zusammenleben, die streng hierarchisch aufgebaut sind, ähnlich traditionellen Familienstrukturen. Von der Gesellschaft werden sie teils gemieden, teils missbraucht (viele werden in die Prostitution gedrängt), andererseits in vielen Mythen als göttlich beschrieben. Auch bei den amerikanischen UreinwohnerInnen nahmen Transgender eine besondere Position ein, und sie hatten die Ehre, Kindern einen besonderen, geheim gehaltenen Namen zu geben. Einen Umgang mit den unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten ohne Mythologisierung, verherrlichenden Weiblichkeitskult oder Ausgrenzung hat jedoch bislang noch keine Kultur geschafft.

Literatur:
Eva Fels: Auf der Suche nach dem dritten Geschlecht, Promedia 2005




>>  V-online, Magazin der Rosa-Lila-Villa, Wien, 19. 2. 2007.

FASZINATION EINER SUCHE NACH DEM DRITTEN GESCHLECHT!

von Rudolf H. Katzer

Eva Fels hat ein Buch geschrieben, das in seiner Grundstruktur die Chronik einer Reise nach Indien im Jahr 2000 ist, aber viel mehr als das: In vom Reisetagebuch deutlich abgehobenen Blöcken beinhaltet es zahlreiche Exkurse in die Geschichte von Transsexualismus in Indien (- und zum kleineren Teil auch in anderen Kulturen) sowie in die hinduistische Mythologie, in der – im Gegensatz zu den (uns zugänglichen bzw. bekannten) mythischen Überlieferungen unserer Kultur – Transsexualität häufig vorkommt.

Was mich beim Lesen besonders faszinierte, sind die drei genannten Teile, aus denen sich dieses Buch zusammensetzt, dazu kommen als vierter Teil noch die Workshops, die Eva Fels in Indien gehalten hat. Als wohltuend empfand ich die Einsicht, die mir dieses Buch gab, dass die rigide westliche Einteilung der Menschheit in ‚ganze’ (=biologische) Männer und ‚ganze’ Frauen, ohne irgend welche Zwischenstufen bei genauerem Hinsehen – insbesondere über unsere kulturellen Grenzen hinweg – nicht haltbar, nicht naturgegeben ist. Ein großer Unterschied zwischen Europa und Indien: In unserem – vom Monotheismus geprägten – Kulturkreis wurde jegliche Pluralität in Bezug auf Geschlechtsidentitäten, bereits vor mehr als 2.500 Jahren abgeschafft.

"Ich bin eine ganz normale Transsexuelle. ……" ……

… Fortsetzung auf der Villa - Homepage

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