w i n  k t e


Notizen zum dritten Geschlecht der Sioux

Eva Fels

Textfassung des Referats „2-Spirits Trans-America", TransX, 2. 11. 2015

Wi… bitte?

Winkte, ist ein Begriff aus der Lakota Sioux, auf den ich erstmals Anfang der 80’er Jahre bei dem Sioux-Medizinmann John Fire Lame Deer (1903-1976) gestoßen bin. In seinem 1972 veröffentlichten Buch schrieb er:

In den alten Tagen kleidete sich ein Winkte wie eine Frau, kochte und machte Perlenstickereien. Er benahm sich wie eine Squaw und zog nicht in den Krieg. Für uns ist ein Mann das, zu was ihn die Natur oder seine Träume machen. (…)

Es gibt gute Leute unter den Winktes, und sie sind mit besonderen Kräften gesegnet. Soviel ich weiß, hat noch nie ein Weißer einen Winkte interviewt. Darum sind wir in diese Bar gegangen, wo ich sicher war, einen zu finden. Ich glaube, du warst auch nicht sicher, ob ich mit einem Mann oder mit einer Frau sprach.

Nun, die erste Frage des Winkte war: „Hast du Wein?“ Ich sagte ihm er könnte haben was er wolle, zuerst müsste er mir jedoch die Wahrheit über die Winktes erzählen.

Er sagte, dass die Natur, wenn sie einem Mann die Last der Andersartigkeit mitgibt, ihm auch eine Kraft schenkt. Er sagte, ein Winkte habe die Gabe der Prophezeiungen und dass er selbst das Wetter vorhersagen könne. In meinem Stamm gehen wir mit dem Neugeborenen zu einem Winkte, um ihm einen geheimen Namen zu geben. Meistens geschieht dies nur mit einem Buben, aber ein Winkte kann auch einem Mädchen einen Namen geben. Meine Frau Ida hat zum Beispiel einen. Der Name, der einem vom Winkte gegeben wurde, soll dem Träger Glück und ein langes Leben geben. In den alten Tagen war ein Winkte-Name so viel wert wie ein kostbares Pferd - wenn nicht mehr. Der Winkte erzählte mir, dass diese Namen sehr sexy und lustig sind. Namen, die man nicht laut sagt. Ein Fremder soll den Namen nie hören; er könnte sich darüber lustig machen. Sitting Bull, Black Elk, sogar Crazy Horse - sie alle hatten einen Winkte-Namen. (…)

Wie diese Mann-Frau mir erzählte, sagten die Winkte früher Schwester zueinander und hatten einen eigenen Hügel, auf dem sie begraben wurden.

Was wirst du sein, wenn du gestorben bist, fragte ich ihn, wenn du nach Süden gehst, in die Welt der Geister, wirst du dann ein Mann sein oder eine Frau? Ich werde beides sein, antwortete er.

Es war ein langes Interview.[1]


Dass Winktes nicht mit anderen Stammesbewohnern begraben wurden hatte ich zunächst als Ausgrenzung verstanden. Heute weiß ich aber, dass dies für alle Medizinmänner
[2] – und dazu zählen sie - gilt. Menschen die zu Lebzeiten intensive Kontakte zur Geisterwelt hatten, sollten als Tote die Ruhe der anderen nicht stören.

Als John’s Sohn Archie (1935-2001) 1992 sein Buch über Lakota verfasste, hielt er sich über Winktes bedeckt. Er unterschied strikt zwischen Homosexuellen und Winkte, wobei er erstere mit Verachtung, letztere aber mit äußerstem Respekt begegnete: „They do everything with heart and praying“[3].

Archie erzählte von einer Trommel, die eine Winkte hergestellt hat. Sie war nur in ihrem Aussehen sondern auch in ihrem Klang außerordentlich. Die Perlen­stickereien und Wandteppiche von Winkte wurden immer wieder gepriesen.

„Der Weg der Winktes“, sagte Archie Fire Lame Deer, „ist ein Weg der Tränen. Es ist kein leichter Weg, und sicherlich nicht begehrt“. Viele Medizinmänner fürchten sich vor der Berufung zur Winkte. Es ist „die größte Tragödie, die einem Lakota-Mann zustoßen könnte“[4].

Rückschau

Integrierte TG-Personen waren so gut wie bei allen Indianern bekannt. Bei den Mohave hießen sie Alyha, bei den Hopi Naddle, bei den Cheyenne Heemaneh und bei den Crow Bote. Die Weißen bezeichneten sie als Transvestiten oder Berdache, ein arabischer Begriff für junge passive Homosexuelle und Stricher, den die Jesuiten in Amerika einführten. Inzwischen[5] werden sie generell eher als drittes Geschlecht bezeichnet, da ein vollständiges Aufgehen im neuen Geschlecht in der Stammesgesellschaft nicht möglich war. Auf den mühsamen Diskurs, ob Krieger-Frauen, d.h. Butches, die häufig mit Frauen lebten, als viertes Geschlecht zu sehen sind, möchte ich hier nicht eingehen.

Das dritte Geschlecht definierte sich weniger über die Kleidung als die Übernahme von Arbeiten, die Frauen vorbehalten waren, was allerdings nicht mit einer völligen Abwendung von männlichen Arbeiten einherging. Zumeist sind sie in Kunstgewerben engagiert, einige sind als Seher geschätzt.

Sie konnten sowohl Beziehungen mit Männern als auch mit Frauen eingehen, wobei letzteres seltener ist – oder wie Sabine Lang interpretiert – „bei deutlich weniger Ethnien“ auftrat[6]. Darüber hinaus übernahmen sie spezifische Aufgaben, wie Heiratsvermittlung (Cheyenne[7]) oder Prostitution (bei den Pomos[8]). Geschlechtsspezifische Tätowierungen und Piercings wurden teils unterlassen, teils in der weiblichen Version vorgenommen.

Walter Williams berichtet, dass Winktes Anfang der 80er-Jahre bei Lakota den für den Sonnentanz ausgewählten Baum fällen und am Tanzplatz segnen[9]. Sabine Lang stellt dazu wohl berechtigt fest, dass das von keinem anderen Ethnographen – und soweit ich es sehe auch von keinem Sioux – bestätigt wurde[10]. Spezielle Sonnentanzaufgaben sind dagegen bei den Crow–Bote bekannt[11].

Obgleich die Sioux den Europäern seit 1640 bekannt waren, sind viele ihrer Lebensaspekte verborgen geblieben. In dem vielbändigen Werk, das James R. Walker, der zwischen 1898 und 1916 im Reservat lebte, verfasste erwähnt Winktes etwa nicht. Fast nicht. Nur einmal, als er den Jahreskalender rekonstruiert – Lakota bezeichnen Jahre nicht mit natürlichen Zahlen sondern mit prägenden Ereignissen – stellt er fest, dass alle seine drei Informanten das Jahr 1848 mit „Winkte wan ktepi“ bezeichneten, was er mit „Ein Transvestit wurde getötet“ übersetzt[12].

Winktes dürften zunächst in eigenen Gemeinschaften am Rand der Siedlungen gelebt haben[13]. Dies änderte sich als die Sioux 1851 auf Indianergebiet beschränkt und bis 1889 auf die lächerlich kleinen Teile der heutigen Reservate gedrängt wurden. Die Religionsausübung wurde kontrolliert. Selbst die Art ihrer Bestattung wurde der „minderwertigen Rasse" verboten. Obgleich 1885 die Native American Church gegründet werden konnte, wurden die letzten drei traditionellen Rituale und Peyote erst 1978[14] legalisiert.

Mit der Reser­vation und Christianisierung wurden Winktes zu maskulinem Auftreten gezwungen, verließen die Reser­vate oder begingen Selbstmord[15]. Nach dem ersten Weltkrieg wurden ihre Namensgebungszeremonien von Kriegsveteranen durchgeführt[16].

Wie alle auffälligen Medizinmänner wurden auch Winktes in psychiatrischen Anstalten interniert. Für sie dürfte es von dort kaum ein Entkommen gegeben haben.

Heute werden junge TGs von Indianern, die ihre Visionen nur mehr im Fernseher suchen, eher misshandelt als verehrt. Der Alkoholismus und die Depression der homophoben Reservate drängten Transpersonen aus den Reservaten, am häufigsten in die mörderische Prostitution der Städte[17].

1975[18] wurde autonome Bildung und Ausbildung ermöglicht. Die US-Regierung schwenkte auf Selbstbestimmungspolitik um. Damit wurden die Grundlagen für die Renaissance der indianischen Kultur gelegt. Eine neue Generation selbstbewusster Amerikaner der ersten Nation wächst heran.

Homosexualitäten

Als Mary Crow Dog (1954-2013), die bei den Kämpfen um Wounded Knee 1973 ein Kind bekam, setzte sie Winktes mit Schwulen gleich:

1Ich hätte auch einen Winkte finden müssen, einen Schwulen, damit er meinem Baby einen Geheimnamen gibt. Von Winktes glaubt man nämlich, dass sie ein hohes Alter erreichen. Gaben sie nun einen Neugeborenen einen Geheimnamen, einen, den nicht jeder kennt, dann übertrug sich die Langlebigkeit der Winktes auf das Kleine. So ein Winkte-Name war immer spaßig-obszön, zum Beispiel Che Maza, das bedeutet Eisener Ständer und man musste den Namensgeber gut bezahlen. Nun hatte ich aber kein Geld, und wie sollte ich in Wounded Knee einen Winkte auftreiben. Ich konnte ja nicht gut zu jedem einzelnen Krieger hingehen und ihn fragen: „Bist du vielleicht schwul?“ (…)

Ich kenne einen Winkte, der unglaublich tapfer ist. Beim Sonnentanz wählt er immer die qualvollste Art, um sich Schmerzen zuzufügen. Er durchbohrt sich gleichzeitig an jeweils zwei Stellen vorn und hinten. Dann steht er wie festgenagelt zwischen vier Pfählen und hat kaum Platz sich zu bewegen. Er kann sich dadurch nicht losreißen, dass er ein paar Schritte läuft und dann plötzlich einen Sprung nach vorn macht. Er muss sich die Spieße langsam und qualvoll durch das Fleisch durcharbeiten.

Aber irgendwie kann ich nicht daran glauben, dass Winktes über lebensverlängernde Kräfte verfügen. In den alten Zeiten lebte der Winkte deshalb so lange, weil er Frauenkleider trug und gerbte und strickte und kochte, während die anderen Männer auf den Kriegspfad gingen und natürlich auch selbst getötet wurden. Ich habe so den Verdacht, dass Winktes heutzutage auch nicht länger leben als jeder andere.[19] 


Marys Diskussion der Langlebigkeit erscheint absurd, wenn man bedenkt, dass sich Winktes durchaus auch an Kriegszügen beteiligten.

In ihrem Verständnis von Winktes als Homosexuelle steht sie allerdings nicht allein da. Beatrice Medcine, eine Lakota, schreibt: "Winkte, der Lakota/Dakota Begriff für homosexuelle Männer hat eine Pan-Indianische Konnotation gewonnen"[20] (1997, S. 146). Dass sich auch 2-Spirits anderer Stämme inzwischen aufgrund des alten hohen Prestiges der Winkte als solche bezeichnen ist nicht unbekannt.

In der Praxis wird die Unterscheidung zwischen Homosexuellen, Trans-Personen und Winkte kaum getroffen. Florentine Blue Thunder, der Leiter eines Sonnentanzes und bekannte Sänger spiritueller Lakota-Lieder wurde mir von mehreren Seiten als Winkte empfohlen. Umso überraschter war ich, als ich ihn persönlich kennenlernen durfte. Er erklärte keinE Winkte zu sein. Er hätte nie einen derartigen Traum gehabt. Die Geisteswesen haben ihn dazu nicht berufen, erklärte er. Er trug weder bei Ritualen noch bei folkloristischen Veranstaltungen – geschweige denn im Privatleben – Frauenkleidung oder spezifisch weibliche Requisiten. Er verstand sich schlicht als homosexuell, wofür er durchaus Ausgrenzung in der Reservation erfahren musste.

Winkte werden

In der Regel ist es ein Traum von Anuk Ite, der mythischen Zwei-gesichtigen Frau, die Männer zu einem Winkte-Leben ruft. Ihre spirituellen Kräfte werden erweckt und sie werden Mitglied einer Anukite Ihanblapi, einer Gesellschaft jener, die von ihr träumten[21]. In Winkte Gesellschaften wurde spezielles Wissen weitergegeben. Eine so ausgebildete Winkte unterscheidet sich von einer berufenen Winkte etwa so wie ein Medium von einer Person, die manchmal Geister sieht.

Ob jemand für ein Leben als 2-Spirit[22] bestimmt ist, zeigt sich in Träumen, Visionen und wird in speziellen Ritualen offenkundig. Ethnologen haben dies immer wieder bestätigt[23] – oder besser, Indianer haben dies Ethnologen versichert.

Umso verblüffender ist da das Interview mit der Chow Boto Osh-Tisch[24], die dies alles von sich weist:

„Hat dir jemals ein Geist geboten es zu tun?“ „Nein! Habe ich dir nicht gesagt – das ist mein Weg? Ich hab' es getan seit ich mich erinnere, weil ich es tun wollte. Meine Eltern haben’s nicht gemocht. Sie peitschten mich aus, nahmen mir meine Mädchenkleidung weg und steckten mich in Bubenzeug. Aber ich warf sie weg. Und ich bekam Mäd­chenkleidung und Puppen zum Spielen.“[25]


Menschen halten sich einfach nicht so strikt an das, was ihnen Ethnologen unterstellen.

Bei Indianern werden Menschen „die ihren Weg gehen“ wesentlich höher geachtet als bei uns. „Seinen Weg gehen“ ist sicher überzeugender und anerkennenswerter als das Ergebnis eines Rituals oder ritualisierter Geschlechtstests.

2-Spirits

John Fire Lame Deer schrieb auch:

Wir glauben, dass eine Frau, in der zwei Leben wachsen, die normalerweise als Zwillinge geboren werden, stattdessen auch einen Menschen zur Welt bringen kann. Die beiden Babies verschmelzen zu einem Wesen – halb Mann, halb Frau. Einen solchen Menschen nennen wir Winkte – Zwitter; er hat sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsteile.[26]


Natürlich waren bei weitem nicht alle Winktes intersexuell. Doch so wie in Indien und anderen Indianerstämmen, wo intersexuelle Schöpfungsgötter eine wesentliche Rolle spielen, wurden intersexuelle Klischees verwendet.

Die Vorstellung seelischer Zweigeschlechtlichkeit wurde Jahre später wieder aufgegriffen. 1992 nannte sich die „Gays and Lesbians of the 1st Nation“ in „2-Spirited People of the 1st Nation” um[27]. „Der Schöpfer (…) gab gewissen Individuen zwei Seelen. Wir sind spezielle Menschen, was seit dem Kontakt mit den Europäern verleugnet wurde. Was Heterosexuelle durch Ehen gewinnen, gewinnen wir in uns“, erklärte eine Aktivistin[28]. Mittlerweile 2-Spirit ist zum Synonym für eingeborene LGBTI geworden. Als primär urbane Bewegung hat sie New-Age Blüten, wie etwa einen König und eine Königin der 2-Spirits hervorgebracht.[29].

Winktes heute

Im Sommer 2015 reiste ich nach Amerika, besuchte Crow Dog’s Sonnentanz, recherchierte im Rosebud und Pine Ridge Reservat und lebte einige Zeit bei Archies Sohn John in Sturgies.

Bei allen meinen Gesprächspartnern zeigte sich eine durchaus respektvolle Haltung gegenüber Winktes. Dabei wurde allerding so gut wie nie zwischen Medizinmännern und Geschlechtsüberschreitern differenziert. Selbstverständlich wurden auch ich und ein weißer Transmann als Winkte bezeichnet. Das essentielle dieses verallgemeinerten Winkt-Begriffs ist die Verkörperung von männlichen und weiblichen Aspekten.

Solche Winkte nehmen am Sonnentanz in Frauenkleidung teil, tanzten in den Reihen der Frauen und teilen mit ihnen die Schwitzhütten. Sie können aber auch dezent geschminkt mit den Männern tanzen.

Ihre Anwesenheit wird geschätzt da sie „die Atmosphäre reinigen“[30].Sie seien sehr schön, konnte ich oft hören, egal ob sie als Mann oder Frau auftreten. Wenn zwei von ihnen zusammen sind, entwickeln sich blitzschnelle Dialoge, bei denen kein Mann mithalten kann.

Es ist mir nicht gelungen eine in traditionelle Winkte-Zeremonien engagierte Person zu treffen, ja geschweige denn von einer zu hören. Ich habe auch von niemand gehört, dem ein Name von einer Winkte verliehen wurde. Dass „Winkte“ immer wieder bei Sonnentänzen gesehen wurden, sagt freilich nur, dass Cross-Dresser und feminine ggf. geschminkte Transpersonen selbstverständlich akzeptiert werden. Ihre spezifischen zeremoniellen Qualitäten konnte mir niemand bestätigen.

Bei den Zunis wird der Begriff „Ihamana“ noch für historische Winkte-Persönlichkeiten verwendet. Darüber hinaus hat sich in den 90-er Jahren der ähnlich ausgesprochene Begriff Ihalah für Homosexuelle etabliert. In Abgrenzung dazu werden Personen, die dem traditionellen Ihamanas ähnlich sind als e’tsawaak’i bezeichnet, was als Mädchen-Bub übersetzt werden kann[31]. Eine ähnliche sprachliche Differenzierung ist bei den Sioux nicht bekannt. Unter „Winktes“ verstehen Lakota sowohl ursprüngliche Trans-Heilige als auch LGBTI-Personen.

Blutenden Herzens muss ich feststellen, dass die traditionellen "heiligen" Winkte der Lakota verschwunden sind. Freilich können wir nicht beweisen, dass klassische Winkte und Anukite Ihanblapi (Winkte-Bünde) nicht mehr existieren. Möglicherweise gibt es auch noch einige wenige, die zurückgezogen leben. Wir können aber definitiv sagen, dass sie im sozialen Leben der Lakota keine Bedeutung mehr haben.

Schließlich hat sich auch die Zeit der Winkes überlebt. Holen wir noch einmal aus:

Der Begriff Win-kte wird i.d.R. mit Möchtegern (kte) - Frauen (win) übersetzt[32]. Daneben steht „kte“ aber auch für töten, womit Winkte wohl „Frauenmörder“ sind, was allerdings als Ersticker weiblicher Kraft zu verstehen ist[33]. Tatsächlich war dies einer ihrer wesentlichen Qualitäten für die kriegerischen Sioux. Winkte dämpften die femininen Qualitäten von Kriegern, damit diese ihre Maskulinität im Kampf voll entwickeln konnten. Männer schätzten Winkte sowohl als PartnerInnen in der Nacht vor Kriegszügen als auch in der zweiten Reihe während der Kampfhandlungen. Richtig de-feminisierte Krieger kämpfen alleine, ohne Rücksicht auf andere.

Es ist evident, dass die vitale Indianische Neubelebungs-Bewegung für ihren Kampf um Traditionen und Anerkennung mit solchen Rambos eher Probleme als Vorteile hätte. Für die Durchsetzung in sozialen Diskursen ist ein kooperatives, sensibleres Agieren wesentlich erfolgsversprechender als Amoklaufen.

Mit dem Ende der großen Krieger ist auch das Ende der Winkte gekommen. Beide sind heute ein Mythos. Sie werden nicht mehr gebraucht. Oder doch?

Doch, wenn Transgenderpersonen wirklich spezifische Fähigkeiten haben, eine Kraft für Schönheit oder eine eigene Wahrheit in dem Geschlechtssystem, Erfahrung, Geist und Geisteswesen, die zum Wohl der Menschen entwickelt werden können, dann brauchen diese auch spezielle Gemeinschaften um sich darüber auszutauschen und zu lernen und andere zu lehren. Transgender Bündnisse sind überall auf der Welt zu finden.

Und vielleicht brauchen auch wir sie um zu wachsen.

 

 



Literaturreferenzen

1)      Alberts F. & Medicine B. (1983), The Hidden Half: Studies in Plain India Women; Washington.

2)      Crow Dog M.; Erdoes R. (1994), Lakota Woman, Die Geschichte einer Sioux-Frau; Deutscher Taschenbuch Verlag; München.

3)      De Mallie (1983), Males as Female in traditional Lakota Culture. In Alberts F. & Medicine B. (Hrsg) S237-266

4)      Dorsey J. O. (1889), A Study of the Siouan Cults; BAE Annual Report 2, S 29 ff.

5)      Fire Lame Deer A.; Erdoes R. (1998), Medizinmann der Sioux, Tahca Ushtes Sohn erzählt von seinem Leben und seinem Volk; Deutscher Taschenbuch Verlag, München.

6)      Fire Lame Deer J.; Erdoes R. (1981), Tahca Ushte, Medizinmann der Sioux; Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main.

7)      Jacobs S, Thomas W, Lang S. (1997), Two Spirit People, Native American Gender Identity, Sexuality and Spirituality;  Urbaba and Chicago.

8)      Kessler S. J., McKenna W. (1987), Gender: An ethnomethodological approach. Chicago

9)      Lang S. (1990), Männer als Frauen – Frauen als Männer, Geschlechtsrollenwechsel bei den Indianern Nordamerikas; Hamburg

10)   Medcine B. (1997), Changing Native American Roles in an Urben Context and Changing Native American Sex Roles  in an Urben Context; in Jacobs S u.a. (ed), S. 145-155

11)   Powers S. (1877), Tribes in California; U.S. Geographical and Geological Survey of the Rocky Mountain Region. Contributions to North American Ethnology 3; Washington

12)   Roscou W. (1998), Changing ones, Third and Fourth Genders in Native North America; New York

13)   Walker J. R. (1992), Lakota Society, Edited by Raymond J. DeMallie; Lincoln & London.

14)   Williams W. (1986), The spirit and the flesh, Sexual Diversity in American Indian Culture; Boston

 


[1]        Fire Lame Deer J.; Erdoes R. (1981), S. 162,f. (Kürzungen durch die Autorin).

[2]        Lakota kennen sieben Arten von Medizinmännern, wobei der an Quacksalber angelehnte Begriff von Weißen stammt. Die passende Übersetzung der Sioux-Bezeichnung wäre „heiliger Mann“.

[3]        Archie Fire Lame Deer, 16. 6. 2001.

[4]        De Mallie (1983) S. 243.

[5]        Erstmals 1978 durch Kessler und McKenna

[6]        Lang S. S. 211.

[7]        Lang S. S. 211.

[8]        ebd. Sowie Williams (1986) S. 170.

[9]        Williams W. (1968) S. 36 f.

[10]      Lang S. (1990) S. 211.

[11]      Roscoe (1999) S. 26.

[12]      Walker J. R. (1992), S. 141

[13]      Fire Lame Deer J.; Erdoes R. (1981), S. 162,f

[14]      American Indian Religious Freedom Act, Religious Freedom Restoration Act

[15]      in S. Lang (1990), S. 133 ff.

[16]      Mails T. E. (1996), S. 128.

[17]      Siehe http://www.phoenixnewtimes.com/news/the-crying-game-6400066, ein in Phoenix New Times am 22. 12. 2005 publi­ziertes Feature über Navajo-TGs: „The Crying Game“ von Joe Watson.

[18]      Indian Self Determination Act

[19]      Crow Dog M.; Erdoes R. (1994), S. 152,f. ( Kürzungen durch die Autorin).

[20]      Medcine B. (1997) S. 146. Tatsächlich verwenden Dakotas den Begriff Winkta.

[21]      James O. Dorsey (1889) S.29

[22]      Der Begriff Two-Spirit wurde vom indianischen LGBT – Gruppen als Überbegriff für ihre Bewegung adaptiert. Er bezog sich ursprünglich nur auf TransGender-Personen, die als Personen mit zwei Seelen verstanden wurden.

[23]      Siehe etwa in S. Lang (1990).

[24]      1854-1929.

[25]      Roscoe W. (2000), S.27.

[26]      Fire Lame Deer J.; Erdoes R. (1981), S. 162,f.

[27]      Roscoe W. (1998), S. 109

[28]      ebd.

[29]      Siehe etwa http://people.ucalgary.ca/~ptrembla/

[30]    Golden Lightning Eagel: „They clear the air“ (22. 8. 2015)

[31]    Roscoe W. (1999), S. 112

[32]    Williams W. (1986, S. 79) übersetzt wie Powers (1977, S. 58) kte mit „would be“.

[33]    Quellen: Archie, Josephine und John Fire Lame Deer.